Rotklee - Sommerkräuterkraft nicht nur für die Wechseljahre
erschienen in "Holunderelfe Sommerwind", 2/2025
Rotklee begleitet mich schon lange als stille Kraft am Wegesrand und als leuchtender Farbtupfer auf Sommerwiesen. Inzwischen ist er für mich mehr als nur ein Glücksbringer: er symbolisiert Fülle, Weiblichkeit und die tiefe Verbindung zur Natur. Deshalb habe ich ihn für die Sommerausgabe ausgewählt – als Erinnerung daran, wie viel Heilkraft im Alltäglichen steckt. Der Rotklee wächst in ganz Mitteleuropa sehr häufig auf Wiesen und Feldern und erreicht eine Höhe von 15 bis 40 Zentimetern. Vielleicht wird er in Deiner Gegend auch Fleischklee, Hummelklee oder Futterklee genannt. Wir kennen und lieben ihn als Glücksbringer, wenn wir aufgrund einer Laune der Natur ein vierteiliges Blatt finden. Normalerweise hat das Kleekraut nämlich nur dreifiedrige Blätter, wie sein botanischer Name „Trifolium pratense“ erklärt. Sie haben eine rundlich-elliptische Form und eine helle Zeichnung. Die Blütenköpfchen sind rosarot und kugelig wie der Bommel einer Wintermütze. Anden süßen Nektar in den länglichen Blütenröhren kommen viele Hummelarten und einige Wildbienenarten, die eine längere Zunge haben oder größer sind. Für Weidetiere wird der Klee lange schon und weit verbreitet als proteinhaltige Futterpflanze verwendet. Etwa seit dem 17. Jahrhundert wird er in der Dreifelderwirtschaft als Zwischenfrucht ausgesät, da er wie andere Schmetterlingsblütler (=Leguminosen) Stickstoff aus der Luft binden, so den Boden mit Nitrat anreichern kann und damit wie Dünger funktioniert. Auch wir Menschen können die gesamte Pflanze einschließlich der rosa Blüten verzehren, sie hat viele positive Wirkungen auf unsere Gesundheit. Zum Beispiel enthält sie Isoflavone, das sind hormonähnliche Pflanzenstoffe. Auch Vitamine (B3, B1, C) Mineralstoffe (Magnesium, Calcium, Kalium), Glykoside, Cumarine, Salicylate, Asparagin, Proteine, Gerbstoffe sowie ätherisches Öl sind in dem Kraftpaket enthalten. Mit den genannten Inhaltsstoffen kann uns der Rotklee zum Beispiel bei den folgenden gesundheitlichen Problemen unterstützen:
Rotklee in den Wechseljahren
Vielleicht hast Du schon gehört, dass der Rotklee eine wichtige Frauenpflanze ist. Der sekundäre Pflanzenstoff Isoflavon ist dem menschlichen Hormon Östrogen verblüffend ähnlich. 2007 stellte man in einer Studie an der Wiener Uni-Klinik für Frauenheilkunde fest, dass ein Rotklee-Extrakt einen signifikant positiven Einfluss auf Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Konzentrationsmangel, Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme hat. Das wurde in den Folgejahren in weiteren Studien bestätigt. Das Isoflavon nennt man auch „selektiver Östrogen Rezeptor Modulator“(SERM), weil es die Östrogenrezeptoren moduliert, also anpasst. So wirken die Phytoöstrogene ausgleichend auf den Östrogenspiegel und harmonisieren hormonelle Unregelmäßigkeiten. Sie können sowohl bei einem Mangel als auch bei Überschuss unterstützen und von Frauen und Männern gleichermaßen angewendet werden.
Osteoporose
Rotklee kann die Calcium-Einlagerung in den Knochen steuern. Aufgrund des östrogenähnlichen Inhaltsstoffes wirkt er sich positiv auf die Knochendichte aus: Im Jahr 2006 konnte eine Studie die vorbeugende Wirkung der Rotklee-Isoflavone auf fortschreitenden Knochenverlust bestätigen, der aus Östrogenmangel resultiert. Bei den Teilnehmern dieser Studie ging mit der Gabe von Rotklee-Extrakt die Anzahl der knochenabbauenden Zellen in den Oberschenkeln zurück. Der Mineralstoffgehalt der Knochen im Oberschenkel stieg an.
Hautprobleme
Die Volksheilkunde kennt den Rotklee als Heilmittel für chronische Hauterkrankungen. Akne, Schuppenflechte, Ekzeme oder Psoriasis lassen sich gut mit Rotklee-Extrakt behandeln. Eine Salbe aus Rotklee kann unsere Haut durch die Flavonoide vor Alterung bewahren. Diese wirken antioxidativ und schützen die Haut vor zellschädigenden freien Radikalen. Außerdem helfen sie bei der Regeneration und halten die Haut straffer und geschmeidiger.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten
Rotklee wirkt krampflösend und harntreibend, entzündungshemmend, reinigt das Blut und reguliert den Cholesterinspiegel. Er fördert die Durchblutung aller Gewebearten in unserem Körper und kann vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.
In der Küche
Hast Du Dich nach all dem genannten Potenzial des Rotklees ein wenig in ihn verliebt? Dann freu Dich, denn diese Liebe kann sogar noch durch den Magen gehen! Der essbare Rotklee ist eine wunderbare Ergänzung zu süßen und herzhaften Speisen. Die Blüten schmecken süßlich und werten sowohl geschmacklich als auch visuell den Sommersalat auf. Auch für uns – nicht nur für die Weidetiere – ist er nahrhaft und eiweißreich. Die süßen Blüten und jungen Blättchen passen gut zu Eierspeisen oder Suppen. Wir können die Blätter wie Gemüse, z. B. Spinat, zubereiten oder einen Smoothie damit aufwerten. Auch die Sprossen vom Rotklee schmecken gut im Salat oder auf einem Butterbrot. Überziehe die kugeligen Blütenköpfchen doch einmal mit Schokolade und genieße sie wie Pralinen oder dekoriere Kuchen und Nachspeisen damit.
Ein Tee ist schnell und einfach gemacht:
Für die Zubereitung brauchst Du vier Teelöffel frische oder einen Teelöffel getrocknete Rotkleeblüten. Übergieße diese mit kochendem Wasser und lasse sie 10 Minuten abgedeckt ziehen. Danach gieße den Tee ab und genieße ihn pur, mit Honig oder Zitrone. Bis zu 4 Tassen kannst Du täglich trinken, am besten kurweise. Nach 4 Wochen solltest Du eine Pause von 1 bis 2 Wochen einlegen. Diese Teekur erhöht das Wohlbefinden, kann depressive Verstimmungen ausgleichen und Gelassenheit schaffen. Als Kompresse aufgetragen kann der Tee auch rheumatische Beschwerden lindern.